Trockene Jahreszahlen gibt es auf Wikipedia zum Nachlesen, hier lieber eine Selbstbeschreibung der Autorin. So berichtete Ingrid Uebe selber über ihren Werdegang als Schriftstellerin und gab einen Einblick in ihre Werkstatt als Autorin:

Ich über mich

Also, geboren und groß geworden bin ich in Essen an der Ruhr. Wann – das behalte ich mal für mich. Zur Schule gegangen bin ich sehr gern. Das lag wohl zunehmend auch daran, dass ich meinen Eltern die letzten drei Jahre auf dem Gymnasium regelrecht abbetteln musste. Eltern sagten damals noch: "Abitur ist für Mädchen nicht nötig; die heiraten ja doch mal". Ein Studium war dann aber (auch finanziell) wirklich nicht mehr drin. Ich habe erst gar nicht versucht, das durchzuboxen.

Mein Wunschtraum, Journalistin zu werden, erfüllte sich trotzdem. Dass ich nach dem Abitur auf einer Höheren Handelsschule ein Jahr lang den Umgang mit Stenografie und Schreibmaschine gelernt hatte, kam mir am Rande zu Gute. Anfangs arbeitete ich bei der NRZ in Essen als Sekretärin; doch als mein erstes, gleich nach dem Abitur geschriebenes, ziemlich autobiografisches Jugendbuch erschien, wurde ich bei meiner Zeitung zuerst Volontärin und danach Redakteurin. In der Kulturredaktion blieb ich bis zur Geburt meiner Tochter. Das Schreiben konnte ich natürlich nicht lassen; ich arbeitete als freie Mitarbeiterin für verschiedene Zeitungen, Zeitschriften und Rundfunkanstalten.

1977 erschien mein erstes Kinderbuch. Es hieß "Bettina aus dem Windmühlenweg Nr. 7". Von da an ging das Bücherschreiben munter weiter. Bis heute sind mehr als 100 Bücher von mir erschienen. Das hört sich viel an, ich weiß. Es sind aber auch ziemlich viele Bilderbücher dabei, mit denen ich weniger Arbeit habe, weil die Texte so kurz sind.

Hobbys? – Meine größten Hobbys sind Lesen und (tatsächlich!) Schreiben. Dass ich aus dem Hobby Schreiben meinen Beruf machen konnte, erfüllt mich immer noch mit großer Freude und Dankbarkeit. Neben dem Bücherschreiben arbeite ich weiterhin journalistisch. Das ist eine ganz andere Art von Schreiben, weil es so fix gehen muss und auch weil man weiß, dass Zeitungsartikel viel schneller vergessen sind als Bücher.

Inzwischen gibt es auch vier Hörspiele von mir ("Teddy Langohr", "Sandmännchens Reise“, „Halloween" und "Der Weihnachtshund") und einige Hörbücher. Ich hatte ziemliche Hemmungen, damit anzufangen; ich wusste nämlich nicht, ob ich überhaupt Geschichten schreiben konnte, die in erster Linie aus Dialogen bestehen. Es hat dann aber großen Spaß gemacht, weil ich mich zunehmend sicherer fühlte, und nicht zuletzt, weil ich bei den Aufnahmen im Hörspielstudio dabei sein durfte. Mucksmäuschenstill selbstverständlich!

Kinder fragen mich immer wieder, wie ich auf die Ideen für meine Geschichten komme. Das kann ich gar nicht so genau beantworten. Die besten Sachen fallen mir – klick – einfach ein. Ich empfinde das immer wieder als ein Geschenk. Mein Beruf hat eben in erster Linie mit Fantasie zu tun. (Nebenbei bemerkt: auch mit Geduld! Schließlich sitze ich manchmal viele Monate an einer langen Geschichte.) Im übrigen gehe ich ganz bewusst mit sehr offenen Augen durch die Welt und bemühe mich, den Leuten auf die Lippen und möglicherweise ins Herz zu gucken. Das ergibt oft Stoff für eine Geschichte.

Mein Tagesablauf ist ziemlich durchgeplant, manche Leute würden vielleicht sagen: langweilig. Ich schreibe meist zwei bis drei Stunden morgens und drei Stunden nachmittags. Nachts schlafe ich lieber. (Ich kenne Kolleginnen und Kollegen, die machen es genau anders herum!) Ich bin keine Schnellschreiberin. Mit einer Seite pro Tag bin ich ganz zufrieden. Mehr als zwei wirklich durchgefeilte Seiten kriege ich nur in Ausnahmefällen zustande. Und drei sind geradezu eine Sensation. Ich warte nie auf plötzliche Inspiration. Wenn ich eine habe – umso besser! In der Regel setze ich mich aber einfach an meinen Schreibtisch oder an meinen Computer und fange mit dem ersten Satz an. Und dann mache ich weiter. Wenn mir nachher etwas nicht gefällt, muss ich es eben ändern. Ich ändere sowieso viel!
Ich werde oft gefragt, ob ich gute Noten in meinen Aufsätzen hatte. Hatte ich tatsächlich. Dafür war ich so von der sechsten Klasse an ganz schlecht in Mathe. Und im Abitur bin ich in diesem Fach nur mit Ach und Krach und ziemlich viel Glück an einer Fünf vorbeigekommen.

Bücher gehören für mich zum Schönsten, das es gibt auf der Welt. Einen Tag ohne zu schreiben leiste ich mir hin und wieder schon. Im Urlaub (am liebsten am Meer!) sowieso. Aber ein Tag ohne zu lesen wäre ein verlorener Tag. Drum kommt er bei mir auch nicht vor.

Ingrid Uebe

Der Kleine Brüllbär geht zur Schule, Ravensburger Buchverlag,
Illustration: Helga Spiess